Pfaffenhofen – „Das gibt’s nirgendwo sonst“, begeistert sich Lena, die Frontfrau von Destinyday. Die fünfköpfige Band ist aus Chemnitz mit ihrem Tourbus trotz kaputter Klimaanlage angereist. „Eine super Idee“, ruft die Leadsängerin ins Mikrofon, bevor ihre Band mit Alternitive-Rock das Gelände zum Beben bringt, „ein Festival im Freibad mit gemeinnützigen Vereinen zu veranstalten.“
An die 10 000 Besucher haben das am Wochenende genauso gesehen und standen schon mittags in langen Schlangen an der Kasse des Freibads an, um „Open Park Pfa’hofa 2023“ gemütlich im Gras liegend zu genießen.
Zwei Tage Festival zum Preis von ein paar Euro, in denen der Badespaß schon inbegriffen ist – das ist in der Tat einmalig. Mit einem solch gigantischen Erfolg hatte der Awo-Vorsitzende Volker Hoppe, der mit seinem Team im vergangenen Jahr dieses Event zum ersten Mal
ausrichtete, nicht gerechnet. Die Idee dahinter: „Die Leute über die Musik für das Ehrenamt ansprechen.“ Gemeinnützigen Organisationen soll die Möglichkeit geboten werden, sich auf dem weitläufigen Freibadgelände zu präsentieren.
Schon im vergangenen Jahr kamen 6000 Besucher. „Allerdings hatten wir Mühe, genügend Bands zu finden“, erinnert Michael Stieglmayr, Vorstand von MetalCrew. Sein 2015 gegründeter Verein fördert alternative Musikrichtungen und jugendliche Newcomer-Bands. 16 Bands
sollten sich auf zwei Bühnen die Mikros wie ein Staffelholz in die Hand geben. „In diesem Jahr“, strahlt Stieglmayr, „konnten wir aus über 300 Bewerbern auswählen. Wir hatten sogar Bewerber aus Tschechien.”
Dieter Kandler vom Augsburger Duo „Tillmann“ hat mit seinem Gitarristen Thomas Kiemle Folk-Rock-Pop im Repertoire. Das Honorar für
die Bands ist überschaubar, aber darum geht’s auch nicht. „Wir sind glücklich“, freut sich Kandler, „wieder auf großer Bühne stehen zu können.“
Die Besucher, die bei kühleren Temperaturen die beiden Bühnen tanzend umlagert hätten, haben sich in die schattigen Bereiche zurückgezogen und genießen die entspannte Festival-Atmosphäre. Natürlich seien sie wegen der Musik gekommen, erklärt ein junges Paar aus Ilmmünster, aber sie schauen auch an den Ständen der Vereine und Organisationen vorbei.
Sieht man vom Besucherrekord ab – funktioniert das Konzept, Ehrenamt sichtbar machen? Lässt sich der Erfolg messen? „Aber sicher doch“, bestätigt Maurizio Scelsi. Er ist Vorstand und Koordinator des Jugendwerks der Arbeiterwohlfahrt in Oberbayern. „Das hat sich ausgezahlt.“ Junge Leute seien so begeistert gewesen, dass Scelsi in Pfaffenhofen einen örtlichen Ableger des Kreisjugendwerks gründen konnte, dem sich inzwischen 80 Interessierte angeschlossen haben. Man organisiere für Jugendliche Ausflüge, habe sich beim Neubürgerfest engagiert und sei auch beim Ferienpass dabei.
Stände aufgebaut haben unter anderem der Tierschutzverein, die Kleiderkammer, die Wasserwacht und der Kreisjugendring. Der sammelt gemeinsam mit der Aktion „Vote16“ Unterschriften, damit über ein Volksbegehren das Wahlalter in Bayern auf 16 Jahre abgesenkt wird. Für halb sechs hat sich Philipp Seitz angesagt, der Präsident des bayrischen Jugendrings. Er ist derzeit auf Tour, um die notwendige Anzahl von Unterschriften zu sammeln.
Die Temperaturen von fast 35 Grad dämpfen auch nicht die gute Laune von drei Frauen aus Rohrbach. Sie gehören dem Verein „Drops: Jongleure und Clowns“ an. Ihr Ziel: „Das innere Kind wecken“, erklärt Ellli. Man kann’s auch profaner sagen: In Kindergärten und Seniorenheimen für gute Laune sorgen. Die drei fröhlichen Frauen jonglieren fast alles, was sich irgendwie in der Luft halten kann, zum Beispiel auch Klobürsten. Was diese Kunst mit Clownerie zu tun hat? „Das hat sich so ergeben“, erklärt Tschäki.
Wenn man beim Jonglieren vorbeigreift, kann man sich grämen – man kann’s aber auch mit Humor nehmen. Die Pannen waren die Geburtsstunde von „Drops“, Frohsinns-Regen, der vom Himmel tropft.